Die neue Beauftragte für Gleichstellung der VG Maifeld und die Polizei luden zum Vortrag ein.
Häusliche Gewalt in engen sozialen Beziehungen lautete das Thema eines Vortrags, zu dem Martina Kolbinger, Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Maifeld, in den Polcher Ratssaal eingeladen hatte. Neben der Gleichstellungsbeauftragten Martina Kolbinger referierten Ramona Bomm, Polizeihauptkommisarin, Udo Hönes, WEISSER RING, und Michaela Gasber, Opferschutzbeauftragte.
"Häusliche Gewalt gibt es in allen Formen, und wir möchten den Betroffenen entsprechend helfen", begann Martina Kolbinger. Aber an diesem Abend stand die Partnergewalt im Fokus. 80 Prozent der Frauen werden Opfer von Gewalt in einer Beziehung, sagte Michaela Gasber, Opferschutzbeauftragte. Pro Jahr suchen 500 Frauen mit ihren Kindern Schutz in Frauenhäusern, von denen es 17 in Rheinland-Pfalz gibt. "Aber auch Männer sind von Gewalt in Beziehungen betroffen", berichtete Gasber. Die Gewalt zieht sich auch durch alle Alters-, Bildungs- und Religionsgruppen, erzählte Gasber.
"Meist beginnt die Gewalt harmlos mit Beleidigungen und Diffamierungen, aber schnell steigert sich diese Gewalt zu sexueller, körperlicher oder ökonomischer Gewalt", erklärte die Opferschutzbeauftragte. Die Beziehungen sind von wenig Liebe geprägt, und es wird versucht, den Partner zu kontrollieren und auch zu isolieren, berichtete Gasber.
Personen, die von solcher Gewalt betroffen sind, benötigen Beratung und Unterstützung, betonte Gasber. Besonders Kinder sind die Leidtragenden in diesen Beziehungen. "Meist denken die Kinder, dass sie schuld an der Gewalt sind, bekommen Entwicklungs- und Schlafstörungen", erklärte Gasber.
Ramona Bomm, Polizeihauptkommissarin von der Polizeiinspektion II Koblenz, erklärte den 16 Interessierten, wie die Polizei bei häuslicher Gewalt vorgeht. "Nach dem Stellen einer Anzeige sind Beweise das Wichtigste im Strafverfahren", sagte Bomm. Videos, Fotos von Verletzungen, Atteste vom Arzt und vieles mehr werden als Beweise dokumentiert. Mit Hilfe eines Fragebogens, der die Zeugenbefragung vereinfacht, kann die Polizei die Gefährdungslage des Opfers einschätzen und versucht, Probleme und Tatzeiträume rauszuarbeiten, berichtete Ramona Bomm.
In diesem Jahr gab es 50 Fälle von häuslicher Gewalt, bei denen die Polizei vor Ort war, berichtete Bomm. Wenn man mitbekommt, dass zum Beispiel die Nachbarn einen massiven Streit haben, " muss man den Mut haben, die Polizei anzurufen. Sonst schützt man den Täter, nicht das Opfer", sagte Gasber. Auch Bomm betonte, dass man sich nicht scheuen darf, denn "weggucken ist falsch".
Die bundesweite Opferhilfeorganisation WEISSER RING hat 2900 ehrenamtliche Helfer und 400 Außenstellen, 28 in Rheinland-Pfalz, sagte Udo Hönes. Die Organisation hört den Opfern zu, vermittelt Termine und bietet Begleitung zur Polizei und zu Anwälten an. "Wir werden tätig, wenn jemand anruft und sagt, dass er Hilfe braucht", sagte Hönes. Außerdem hat der WEISSE RING eine "No Stalk App" entwickelt. Diese App ist kostenlos und ermöglicht schnelle Video-, Foto- und Gesprächsaufnahmen. Es kann auch über die App Hilfe angefordert oder ein Alarmton erzeugt werden.
Der Vortrag über "Häusliche Gewalt in engen sozialen Beziehungen" war die Auftaktveranstaltung. Martina Kolbinger möchte noch mehr Vorträge über das Thema Gewalt halten. Und die Devise am Ende des Abends lautete "Hinschauen und hingucken, lieber einmal mehr als einmal zu wenig."
Hilfe für Betroffene gibt es bei:
Quelle: Foto und Artikel: Magdalena Volk, Rhein-Zeitung, Ausgabe C, 01.10.2019, Seite 17
Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Zeitung